Im Winter wird der Garten zu einer ganz anderen Welt. Es kehrt Ruhe ein, doch langweilig und kahl ist er deshalb noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Nun gewinnen Aspekte an Bedeutung, die nicht auffallen, wenn farbenprächtige Blüten und grünes Laub das Bild bestimmen.
Jetzt wird auch der Blick auf das manchmal bizarre Astwerk einiger Pflanzen frei. Korkenzieher-Weide (Salix ’Tortuosa’), Korkenzieher-Hasel (Corylus avellana ’Contorta’) und Korkenzieher-Akazie (Robinia ’Tortuosa’) sind Pflanzen mit „Naturlocken“ – sie haben stark gedrehte Zweige, die an Dauerwellen erinnern. Eis und Schnee verwandeln sie in fantastische Kunstwerke und betonen die außergewöhnlichen Formen.
Stammkapital für winterliche Gärten
Nach dem herbstlichen Laubfall werden auch Besonderheiten der Rinde deutlich. Die Äste des Geflügelten Pfaffenhütchens (Euonymus alatus) und die älteren Triebe des Amberbaums (Liquidambar) haben markante Korkleisten. Die Farbe der Rinde spielt beim Zimt-Ahorn (Acer griseum) eine große Rolle: Sie ist intensiv zimtfarben. Am Stamm und an kräftigen Zweigen rollt sich die Rinde in dünnen Streifen ab. Diese drei Sträucher bzw. Bäume bestechen außerdem durch ihre auffallende Herbstfärbung und sind deshalb ideal für einen Garten, in dem man den Wechsel der Jahreszeiten intensiv miterleben will.
Zarte Blüten trotzen Eis und Schnee
Die Südbuche (Nothofagus) ist bisher wenig bekannt, obwohl sie außergewöhnliche Eigenschaften aufweist und das ganze Jahr über attraktiv ist. In der warmen Jahreszeit beeindruckt sie mit markanten, manchmal nur centgroßen Blättern, die einen zierenden, stark gekräuselten Rand haben. Im Winter werden ihr eigenwilliger Wuchs und die fischgrätenartige Verzweigung besonders deutlich.
Die Zaubernuss (Hamamelis) ist ebenfalls eine Kostbarkeit für den winterlichen Garten: Nicht genug, dass sie zu einer unwirtlichen Zeit blüht, ihre gelben, orangefarbenen oder roten Blütenblätter sind bandförmig und wirken dadurch sehr bizarr. Sie hat genauso wie die Südbuche einen Einzelstand verdient, damit ihre schöne Wuchsform optimal zur Geltung kommt.
Im Winter ganz vorn: Immergrüne
Immergrüne Laub- und Nadelgehölze verleihen dem Garten ganzjährig Struktur. Dabei heißt „immergrün“ nicht unbedingt „immer grün“, denn das Farbenspektrum reicht von leuchtendem Gelb über die unterschiedlichsten Grünnuancen bis hin zu Blautönen. Attraktive Blautöne finden sich bei einigen Zedern und Wacholdern, gelbe Nuancen bei Scheinzypressen und Eiben. Auch immergrüne Laubgehölze bringen Farbe in den winterlichen Garten. Manche haben sogar bunte Blätter, beispielsweise dunkelgrün mit leuchtend goldgelbem Rand. Mehrere Stechpalmen-Sorten (Ilex) und der Spindelstrauch Euonymus ’Emerald’n Gold’ beeindrucken mit einem solchen Farbenspiel. Einige Immergrüne tragen im Winter sehr zierenden Fruchtschmuck wie die Ilex-Sorte ’Alaska’. Ihre leuchtend roten Beeren bilden einen schönen Kontrast zu den glänzend dunkelgrünen Blättern.
Winterzauber mit Stauden und Gehölzen
Auch Stauden können im Winter sehr reizvoll sein. Manche tragen dann noch ihre Fruchtstände, wie zum Beispiel Sonnenhut (Rudbeckia), Kugeldisteln (Echinops ritro) und einige hochwachsende Fetthennen (Sedum). Gräser wie die zierliche Gelbgrüne Gartensegge (Carex ’Evergold’) sind ebenfalls auch noch im Winter attraktiv. ’Evergold’ belebt den Garten mit grünen Blättern, die in der Mitte einen auffallenden gelben Streifen aufweisen. Stauden und Gräser sollte man erst im Frühjahr zurückschneiden, denn sie bieten der heimischen Tierwelt in den Wintermonaten noch Schutz und Nahrung. Diese Rücksichtnahme wird reich belohnt, wenn die an frostigen Tagen mit Eiskristallen überzogenen Blütenstände und Blätter in eine winterliche Traumwelt entführen.
Immergrüne für Balkon und Terrasse
Viele immergrüne Gehölze können auch Balkon und Terrasse verschönern, denn einige wachsen langsam oder bleiben von Natur aus klein. Schön in der kalten Jahreszeit sind zum Beispiel Buchsbaum und Winterheide. Die Blütezeit der Winterheide beginnt je nach Sorte schon im November und endet im April. Das Farbspektrum der Blüten reicht von reinem Weiß über Rosa bis hin zu kräftigem Rotviolett.
Grüne Muscheln, blaue Sterne
Auch einige Nadelbäume machen in Gefäßen auf Balkon und Terrasse eine gute Figur. Eine botanische Kostbarkeit ist die sehr langsam wachsende Muschelzypresse (Chamacyparis obtusa ’Nana Gracilis’). Ihre kleinen Zweige sind so gedreht und gewellt, dass sie tatsächlich an Muscheln erinnern. Reizvoll ist auch der Blausternwacholder (Juniperus squamata ’Blue Star’). Dieser kompakt und langsam wachsende Wacholder hat silberblaue Nadeln.
Bunte Blätter
Kriechspindeln (Euonymus fortunei-Sorten) sind farbenfrohe, immergrüne Bodendecker, die sich auch gut für Pflanzgefäße eignen, sogar für Balkonkästen. Sie haben kleine, hell- bis dunkelgrüne Blätter, die je nach Sorte silbrig, weiß oder gelb gerandet oder marmoriert sein können. Bei manchen Kriechspindeln färben sich die zierlichen Blätter im Winter rötlich.
Klein und fein
Die Zuckerhut-Fichte (Picea glauca ’Conica’) eignet sich gut als Weihnachtsbaum en miniature. Sie erinnert mit ihrer markanten Wuchsform tatsächlich an einen Zuckerhut und behält ihre ausdrucksstarke Form ohne jeglichen Schnitt bei. Diese langsam wachsende, kleine Fichte hat weiche, frischgrüne Nadeln und bringt, mit roten Schleifen oder einer kleinen Lichterkette geschmückt, weihnachtliche Atmosphäre auf den Balkon oder die Terrasse. Schön dekoriert ist sie auch ein besonderes Geschenk in der Weihnachtszeit, das nach Ende der Frostperiode in den Garten gepflanzt werden kann.
Immergrüne auch im Winter gießen
Immergrüne Gehölze wie Zuckerhut-Fichten oder Kriechspindeln verdunsten auch im Winter Wasser über ihre Nadeln beziehungsweise Blätter. Im Garten können sie mit ihren Wurzeln noch aus tieferen Bodenschichten Wasser aufnehmen, in Gefäßen ist der Wurzelraum für die Pflanzen dagegen sehr begrenzt und es kann viel schneller zu Wassermangel kommen. Darum sollten Immergrüne, die in Töpfen, Kästen oder Kübeln wachsen, an frostfreien Tagen unbedingt gegossen werden. Wichtig ist außerdem ein Standort, an dem sie vor austrocknendem Wind geschützt sind.
Text und Fotos: PdM